Eisenbahn  Röblingen a See  Anschlussbahnen
 
   
   
 
 
  Anschlussbahnen am Bahnhof Röblingen a See  
           
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   Grube Ottilie  
     
 

Die Grube wurde 1858 aufgefahren. Gründer und Besitzer war ein Herr Gruhl, der sich später ab 1869 mit Riebeck zusammentat (tun musste), da Riebeck die umliegenden oberröblinger Gruben erwarb. 1868 bat die Leitung der Grube in einem Schreiben an das Königliche Eisenbahn Commisariat darum, die Anlage einer schmalspurigen Pferdeeisenbahn von der Grube bis zum Bahnhof Oberröblingen zu gestatten. Die Antwort ist unbekannt, aber die Bahn ist bis zum 30.07.1869 nicht gebaut worden.

Die Grube ist 1869 von Riebeck durch Kauf der Mehrheitsanteile übernommen worden. Wie zu erwarten, hat er das Anschlussbahnprojekt sofort wieder aufgenommen, denn die Vorteile eines Gleisanschlusses wie an der benachbarten Grube Kupferhammer lagen auf der Hand. Der neue Entwurf wurde im September 1869 genehmigt und bereits im selben Monat (!) war der gesamte – nun normalspurige - Anschluss fertiggestellt. Das Gleis war 650 m lang und endete in der Brikettfabrik im Ottilienweg 4.

Leider gibt es bisher kein Bildmaterial zu diesem Anschluss, aber das wäre wohl wirklich zuviel verlangt, man hatte in dieser Zeit ganz sicher andere Probleme als die Pferdebahn zu fotografieren.
Kürzlich habe ich aber auf einem Foto (Dank an Fam. Bobka aus Röblingen) zwei dunkle Flecken entdeckt und das sind offenbar zwei abgestellte Wagengruppen.

Das ist ziemlich sicher die Wüst (Wagenübergabestelle) der Grube. Bis zu dieser Stelle hatte der Anschlussinhaber die Wagen mittels Pferdekraft zu bringen. Hier übernahmen anfangs die Loks der "Halle-Casseler Zweigbahn" und später die KPEV-Loks die Wagen. Vielleicht war ja auch mal eine von denen ersatzweise für die Pferde im Ottilienweg und hat die Wagen gleich selbst geholt. Was für eine Vorstellung... Dampfloks im Ottilienweg :-) Die Lage dieser Wüstgleise passt zu den damaligen Gleisen 9, 10 und 11 des Bahnhofs Röblingen, die später die Nummern 26a,28a und 29a hatten. Gleis 26a führte später in den Kleinlokschuppen und 29a am Ölkeller vorbei. Das Anschlussgleis - auch Kohlenbahn genannt - führt rechts aus dem Bild heraus, praktisch durch den heutigen Schulgarten. Wenn das Foto, wie vermutet, von 1884 ist, dann passt auch das, denn Ottilie war voll in Betrieb.

 
     
   
     
  gartenanlage_ottilie_1938_c_b800.jpg (74158 Byte)

Im linken Foto kann man einen Rest der Grube Ottilie westlich der Seestraße erkennen. Der Teil war Anfang der 1880er Jahre ausgekohlt. Übrig blieb der "Gänseteich". Im Hintergrund die westliche Bebauung der Frankestraße. Das Bild ist von 1938 und zeigt die ca. 1918 angelegte Gartenanlage im Seefeld. Die Auflage an die Grubenbesitzer war, beim Kohleabbau die Seestrasse stehen zu lassen. Dazu blieb ein 50 m breiter Sicherheitspfeiler stehen und so findet man die heutigen Felder rechts und links der Seestraße abgesenkt. Aber Riebeck wäre nicht Riebeck, wenn er die Kohle unter der Straße stehengelassen hätte. Er hat die Straße abgerissen und nach dem Kohleabbau wieder aufgeschüttet ... Ottilie war 1890 völlig ausgekohlt. Damit einher ging der Abriss der Schwelerei Ottilie und der Brikettfabrik.

 
     
   
     
  text und fotos, falls nicht anders erwähnt © hans-peter waack berlin letzte bearbeitung 12 2019 home