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  Der lange Weg zum ...                                                        
   
  Teil 3  
 
 
 

Nachdem die letzte Fahrt des Eastern & Oriental Express von Singapur nach Bangkok am geplanten Abfahrtstag im Dezember 2006 für mich und auch die Reisenden buchstäblich ins Wasser gefallen war und ich damit trotz aller möglichen und unmöglichen Versuche nicht zum gewünschten Foto gekommen bin, bestand im Jahre 2007 die doppelte Chance auf Fotos von diesem Zug. Wie immer, kam das Flugzeug aus Frankfurt am 04.12.07 in Singapur gegen 07:00 Uhr morgens an. Kurzer Abstecher zum Hotel. Man müsste eigentlich schlafen und das Defizit der Nacht in der Economy - Class ausgleichen. Aber die Gerüche dieser Stadt machen wach, denn so steril, wie viele behaupten, ist Singapur nicht. Sehr sauber, so dass sich jede europäische Stadt nur schämen kann, ja, aber nicht steril. Und für den Rücken ist es auch viel besser, wenn man sich nach über 12 Stunden ziemlicher Enge wieder bewegen kann.

 
     
 

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Selbstverständlich nahm ich wieder nicht den kürzesten Weg zum Bahnhof. Der Merlion, das Wahrzeichen Singapurs - halb Fisch halb Löwe - lag auf dem Weg. Das Wasser, welches er in den Fluss abgibt, ist wahrscheinlich weniger heilig, als die Touristenmassen vermuten lassen, aber vielleicht verhilft es ja doch endlich mal zu paar Fotos vom E&O - Express. So verbrachte ich eine andächtige Minute dort um mich danach beim Fahrdienstleiter in Erinnerung zu bringen. Mit den aus dem Vorjahr mitgebrachten Bildern vom E&O - Ersatz - Lori war das kein

 
Das Wahrzeichen Singapurs "Merlion" am Singapur River am 04.12.07
     
 

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Problem. Allerdings waren Leute im Dienst, die ich nicht kannte. Der Kontakt ist jedoch schnell hergestellt und so versicherte man, dass der Expresszug aus Bangkok wahrscheinlich planmäßig am nächsten Tag ankommen wird, denn er war schon unterwegs und es fehlte auch kein Streckenstück. Ich war beruhigt, denn es war natürlich beabsichtigt, den Zug  a u s  Bangkok auch zu erwischen, aber auch die Abfahrt nach Bangkok zwei Wochen später. Der Fahrdienstleiter erklärte mir erst einmal die Sicherungstechnik. Scheint alles sehr logisch zu sein. Für den

 
Fahrdienstleiter Singapur Keppel Road Station 04.12.07
     
 

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Uneingeweihten allerdings ein Buch mit sieben Siegeln, diese "englische" Sicherungstechnik. Aber interessant sah das aus und er wirbelte auch da herum, dass man gar nicht verfolgen konnte, was im Einzelnen passierte. Ich hatte bis dahin so etwas noch nicht gesehen. So interessant diese Technik ist, so sehr reizt es mich aber, das zu fotografieren, was draußen vorbei fährt. In diesem Falle ist es 24 123, die mit einem Personenzug aus Kuala Lumpur kommt und an diesem

 
Sicherungstechnik Singapur Keppel Road Station 04.12.07
     
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alten Stellwerk, das nicht mehr in Betrieb ist, vorbei fährt. Der Zug hatte ungefähr 2 Stunden Verspätung. Nachdem die Lok vom Zug kam und in das Bw einrückte, baten mich Leute aus der Werkstatt um ein Bild, was für den Fotografen natürlich Wasser auf die Mühlen bedeutet, denn dann hat man sozusagen "gewonnen" und kann im wesentlichen fotografieren, was man möchte. Sodann reichte ich meinen Singapurer Stadtplan rüber, auf dass sie ihre Adressen drauf schreiben, wegen der Bilder, die sie später natürlich erhalten haben. Die Versprechungen der

 
Singapur Keppel Road Station 04.12.07
     
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Fotografen sind ja manchmal vielfältig, nur um zu guten Fotos zu kommen. Es gehört sich einfach, dass man die auch erfüllt. Bei mir ist das jedenfalls so, denn ich bin ein gebranntes Kind in dieser Beziehung. Während meiner Fahrzeit beim Bw Röblingen fanden sich viele Fotografen ein, die das Blaue vom Himmel versprochen haben. Tief in der Erinnerung sind 2 Fotografen aus der Heidenheimer Gegend geblieben, die ich einen Tag vorher an der Blankenheimer Rampe kennengelernt hatte. Denen haben wir wunschgemäß diverse Dampfer

 
Bw Singapur 04.12.07
     
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im Bw fotogerecht mit einem Riesenaufwand aufgestellt und vorgeführt.  Nicht, dass das keinen Spaß gemacht hätte und die Aussicht auf jede Menge versprochener Farbbilder, die seinerzeit in der DDR was Besonderes waren, beflügelte uns zusätzlich. Indes, die vollmundig in einer für uns damals sehr lustigen Sprache angekündigten Bilder haben mich bis heute nicht erreicht. Ich ärgerte mich noch ein bisschen mehr, weil ich auf Grund der Versprechungen selbst keine Fotos von der Session gemacht habe. So etwas passierte nicht selten

 
Bw Singapur 04.12.07
     
  24115_singapur_schuppen_041207_c_b800.jpg (131743 Byte)

und jedes Lokpersonal wird das kennen. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang noch an eine hübsche Begebenheit. Einer der Fotografen hatte eine Spiegelreflexkamera, die der meinen bis auf unbedeutende "Design" - Details zum Verwechseln ähnlich sah, was mich etwas verwundert hat. Ich hatte seinerzeit eine aus der damaligen Sowjetunion importierte Zenit E. Die war ja recht einfach aber robust. Daraufhin angesprochen, entrüstete sich der Fotograf, dass das doch keine kommunistische (!) Kamera sei. Wie ich heute

 
Bw Singapur 04.12.07
     
  24123_singapur_stuff_2_041207_c_b800.jpg (102488 Byte)

weiß, war es eine Revueflex E von Quelle. Das war eine "kommunistische" Kamera aus der Sowjetunion, die als Quelle-Marke auch in der BRD verkauft worden ist. Und seine war genau so hässlich, wie meine :-) So war das damals und man erinnert sich eben an solche Sachen, wenn man was über malaysische Lokomotiven schreibt. Merkwürdig... 
Mittlerweile hatten sich die netten Eisenbahner um den Luftdruck in den Radreifen gekümmert und das Fahrwasser der Lokomotive aufgefüllt :-)

 
Bw Singapur 04.12.07
     
 

Gerade diese Arbeiten machen ja besonders hungrig, wie man weiß, und so luden sie zu einer Frühstücksrunde in die Werkstatt. Werkstätten unterscheiden sich wahrscheinlich weltweit nicht, weder im Aussehen noch in der typischen Wandgestaltung. Und auch das Öl riecht überall gleich nach Öl. Die Kartoffelpuffer waren allerdings wirklich bemerkenswert und der Kaffee so, wie er sein muss. Was für ein Vormittag ! Dann gab es auch noch das Angebot, die Lok in den Bahnhof an den Zug zu fahren, was man nicht zweimal sagen musste.

 
Bw Singapur 04.12.07
 
 
   
 
 
 
 
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Die Verabschiedung war herzlich und am nächsten Tag sollte der E&O kommen, da würde man sich wieder sehen. Die Fahrt zum Bahnhof verlief problemlos, immerhin waren das ja mit allen Sägefahrten fast 1000 m.

 
Bw Singapur 04.12.07
     
  24115_singapur_bstg_041207_c_b800.jpg (121283 Byte)

Dort hatte ich ein etwas mulmiges Gefühl, denn nach dem Abstieg von der Lok kam ich ja nun genau genommen von malaysischem Staatsgebiet und war gespannt, was sich an der Grenze auf dem Bahnsteig abspielen würde. Es spielte sich überhaupt nichts ab.

Eine Tür stand offen und ich ging durch. 

 
Bw Singapur 04.12.07
     
  satay_singapur_041207_2_c_800.jpg (104117 Byte)

Und abends gab`s Satay... 

 
Singapur Lau Pa Sat Festival Market  04.12.07
     
  6699_singapur_051207_c_b800.jpg (94012 Byte)

... und am nächsten Morgen wurde es erst einmal richtig dunkel als 6699 zunächst aus Gemas kam. Der Himmel war recht bedrohlich. Der Bahnhof von Singapur ist wahrlich nicht so fotogen, dass man da Tage verbringen kann. Es hat aber überhaupt keinen Zweck, sich in der Regenzeit irgendwo in das Gelände zu stellen um beim Fotografieren von einem Tropenregen überrascht zu werden, da hilft dann auch ein Schirm unter Umständen nicht. Das ist in der Regenzeit von Dezember bis März nicht selten und da ist es allemal besser, die Fotos von einem

 
Singapur Lau Pa Sat Festival Market  04.12.07
     
  19107_singapur_051207_c_b800.jpg (160832 Byte)

trockenen Standort zu machen. Wie man noch sehen wird, ist auch das bei richtigem Regen nicht ganz einfach. Am 05.12.07 war ich also - sicher ist sicher - um halb acht morgens wieder beim Fahrdienstleiter. Vor seinem Stellwerk gibt es nämlich ein Dach, da kann man sich vor dem Regen schützen. Zunächst kam 19107, ein Switcher, wie man die kleinen Rangierloks nennt, um den Train des soeben eingefahrenen Zuges zu holen. 

 
Singapur Keppel Road Station   04.12.07
     
  6699_singapur_051207_2_c_b800.jpg (164585 Byte)

Dann kehrte 6699 zurück. Das Rangiergeschäft ist bei 3 Personenzügen, die man bei Tageslicht - welches man in Singapur täglich und unabhängig von der Jahreszeit ungefähr von 06:00 Uhr bis 18:30 Uhr hat - fotografieren kann, recht übersichtlich. Wenn man sich die Lok anschaut, kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass die ohne Schwanenhalsdrehgestelle gar nicht möglich wäre. Diese Bauteile eignen sich doch wie keine anderen, der indischen Mentalität entsprechend, zur farblichen Gestaltung.

 
Singapur Keppel Road Station 05.12.07
     
  26115_singapur_051207_2_c_b800.jpg (141296 Byte)

Man kann es an den noch vorhandenen Resten aus Indien sehen. :-)Dann stand da zu meiner Überraschung 26 115, einer von 20 malaysischen Blue Tigern, vor dem Schuppen. Er unterscheidet sich von den deutschen Varianten nur in der Spurweite und der Zug- und Stoßvorrichtung und macht insgesamt einen architektonisch ausgewogeneren Eindruck, als man das von den Loks in Deutschland gewohnt ist, was offensichtlich mit den schmaleren Drehgestellen zu tun hat.

 
Singapur Keppel Road Station 05.12.07
     
  6723_singapur_051207_c_b800.jpg (118475 Byte)

Hätte ich gewusst, dass zwei indische Loks im Bahnhof  "versammelt" waren, wäre ich vielleicht noch mal hin gelaufen.

6723 kam sodann mit einem Zug mit der Nummer ER/2, der planmäßig um 08:20 nach Kuala Lumpur hätte abfahren müssen und wie üblich ...

 
Singapur Keppel Road Station 05.12.07
     
  6723_singapur_051207_2_c_b800.jpg (106881 Byte)

... nahm der Lokführer den "Token" entgegen, indem er einen großen Drahtring "aufgabelte". Die Verspätung betrug nur 12 min, was ohne Bedeutung scheint.

Dann kam der Eastern & Oriental - Express so unspektakulär wie ein Güterzug in den Bahnhof gerollt. Vorn dran war 25 102. Der Lokführer gab seinen Schlüssel ab, den nun wieder der Fahrdienstleiter auffing. Dann war Gelegenheit, in Ruhe fast jeden Wagen zu fotografieren.

 
Singapur Keppel Road Station 05.12.07
     
  25102_singapur_eo_051207_c_b800.jpg (159108 Byte)

Wer weiß, wozu man das mal braucht ... :-) Hier unten als Beispiel der Wagen Nr. SD 322, offensichtlich ein Wagen mit 6 großen Abteilen. Weiter.

25102_singapur_token_051207_c_b800.jpg (123147 Byte)  
Singapur Keppel Road Station 05.12.07
     
 

 

     
 

Am 20.12.2007 sollte der Zug dann wieder auf die Fahrt nach Bangkok gehen und ich begab mich während eines nochmaligen Stopovers in Singapur am Morgen noch mal zum Bahnhof bzw. ins Bw um wenigstens die Ausfahrt aufzunehmen.

Die Regenzeit machte ihrem Namen alle Ehre. Im Schutz des Regendaches des Stellwerkes entstanden noch ein paar Bilder. 25 102 und 24 118 kommen mit Personenzügen aus Malaysia und 19 107 hat Hofdienst.

 
  Singapur Keppel Road Station 20.12.07  
 

24 118 wird 2 Stunden später den Eastern&Oriental Express bespannen. Das Wetter ließ aber nichts Gutes erwarten und bei der Abfahrt ging pünktlich nochmal ein Wolkenbruch nieder ...

eastern oriental express singapur  
beide Fotos Singapur Keppel Road Station 20.12.07
     
 

Aus der Sicht des Jahres 2016 waren die Regenbilder immer noch besser als das, was man jetzt dort sieht... nämlich nix. Singapur hat nun keine Eisenbahn mehr. Rechts war mal die Ausfahrt vom oberen Bild.
Singapur ehemalige Keppel Road Station
20.11.16

keppel road station 2016  
     
  eastern oriental express singapurSingapur Keppel Road Station 20.12.07

Das sind eben die nicht vorhersehbaren Tropen ... und ein Jahr zuvor in Singapur 2006 hatte das ja auch noch ganz andere Auswirkungen .... Weiter.

eastern oriental express singapurSingapur Keppel Road Station 20.12.07  
 
 
   
 
 
         
  text und fotos, falls nicht anders erwähnt   ©    hans-peter waack berlin     letzte bearbeitung 09 / 2019   home