5 Zoll          Spur 1          Spur 0          Baugröße H0          Baugröße TT          Baugröße Zm          Miniatur - Elbtalbahn in Königstein  
     
     
 

Sommer im Modellbahnland. Der dauert gefühlt von 1961 bis 1971. Wir schnappen uns den Fotoapparat, die bewährte ALTIX - n und gehen in das sächsische obere Elbtal auf Fototour. Das ist die Gegend, wo seit 65 Millionen Jahren die Reste von 80 Millionen Jahren Kreidezeit darauf warten, von den Bergsteigerseilen zermahlen und vom Winde verweht zu werden. Das ist auch der Zeitraum, in dem man woanders schier unlösbare Probleme mit dirty dancing und riesigen Melonen hatte, während in den Tälern zwischen den Tafelbergen weder Melonen noch dirty dancing eine Rolle spielten. Hier gab es vor allem das Problem der dirty Braunkohle auf den Tendern der Lokomotiven. Auf dem Hinweg begeistern die Reste der Kreidezeit in Form des Liliensteins. Man sollte schon mal oben gewesen sein, denn man kann große Teile der Elbschleife sehen. Wer aber glaubt, dass der Südaufstieg zur erbaulichen Erklimmung des Steines durch das Modellbahnervolk aus dem unteren Tale in Stein gehauen wurde, liegt verkehrt. 1708 wurde zwar eine Treppe angelegt, aber nur damit der geliebte August (der Starke) seine blankpolierten Schuhchen nicht schmutzig machen musste. Dafür konnte der sich aber auch nicht nach dem Abstieg in den Zug setzen, ein Bierchen aufmachen und in ein paar Minuten nach Dresden fahren. So sei ihm die Treppe gegönnt ...

 
     
   
     
   
     
 

Zurück in den gefühlten Sommer `61. In Bad Schandau könnte man gleich die schöne - 1874 bis 1877 errichtete - Carolabrücke überqueren, eine aus zwei Überbauten bestehende Straßen/Bahnbrücke. Das muss warten. Die lebhafte Vorstellung, dass die 1977 zu errichtende neue Elbbrücke schon da wäre, beflügelt uns so sehr, dass es gelingt, am gefühlten Geländer der künftigen Brücke auf die Strecke nach Rathmannsdorf zu blicken. 56 2802 kommt mit einem Bauzug - auf dieser Strecke gibt es auf Grund der Tunnel und Brücken immer was zu bauen - in den Bahnhof. 

 
     
 

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Ich muss jetzt mal aus dem Märchenmodus raus, weil ich ein Bild gefunden habe, da ist alles Realität. Selbst der halbversteckte Standort des Fotografen. Die Carolabrücke ist auf dem Foto von Georg Simon vom Frühjahr 1956 sehr schön zu sehen. 50 1407 steht da rum. Die Lok kam vom Bw Nossen und wurde 1956 im Bw Dresden Friedrichstadt beheimatet. Interessant sind die großen Windleitbleche, die sie mit ziemlicher Sicherheit spätestens 1960 verloren hat, denn da wurde sie zu 50 3597 rekonstruiert und 1966 

 
Foto: Georg Simon/Sammlung Ludger Kenning, ich bedanke mich für die freundliche Genehmigung 
       
 

wurde daraus die 50 5012, "in EDV" nannte sie sich ab 1970 dann 50 0012. Ziemlich sicher deutet der Blick des Fotografen durch die Zweige darauf hin, dass wir uns in der Nähe zum Grenzgebiet zur damalige CSSR befinden und die Transportpolizei auf dem Grenzbahnhof Bad Schandau natürlich allgegenwärtig war. Der Bahnhof war ja gesichert wie die Westgrenze. Märchenmodus wieder an. Da fällt der Blick auf das Bw Bad Schandau und ein Foto der schadhaften 38 234  gelingt. Die Maschine steht an der halbfertigen Bekohlungsanlage. Die Verzögerung der Fertigstellung der 

 
     
 

Mauer am Kohlebansen wird staatlicherseits weltpolitisch begründet. Weil man im kleinen Reichsbahnmärchenland auch mal was Großes vorweisen möchte, soll die große Mauer nachgebaut werden. Die Modelleisenbahner des Bw Bad Schandau wundern sich sehr darüber, denn der Kohlebansen sollte eigentlich zuerst eine kriegen. Nun wird ihnen von denen, die die Macht über die roten Farbtöpfe haben und denen man später nachweisen wird, das sie verchromte Wasserhähne in ihren Waldhütten hatten, eingetrichtert, dass "keine Mauer" an der Kohle in Bad Schandau hilft, die bösen Bonner Ultras zu bekämpfen. 
Und des geliebten Staatsratsvorsitzenden Dementi, niemand hätte die Absicht, eine Mauer zu errichten, sei ohnehin nur für den Kohlelagerplatz in Bad Schandau gültig gewesen aber das wäre im lang anhaltenden Beifall untergegangen. Nach dem gefühlten Flug auf die Brücke landen wir im aufgeräumten, mauerlosen Bw wieder auf dem Boden der Tatsachen.

 
       
 

Der erwartete Ärger wegen des Fotografierverbotes bleibt aus. Kein Mensch da. Aber eine 18er und dann noch die 18 006, die sieht man ja nicht ganz so oft. Und was für ein Licht. Traumhaft. Man muss allerdings etwas weiter weg gehen, in die Gleise, sonst kriegt man die Sächsin nicht in voller Schönheit drauf. Als wir uns anschicken, noch ein Foto zu machen, rollt, wie von Geisterhand bewegt, die Maschine unvermittelt fast geräuschlos von der Scheibe und bleibt im Bahnhofsvorfeld vor einem Rangiersignal stehen.

 
     
 

Wir fliegen gedanklich noch einmal auf die Brücke. Der Fahrplan sieht die Beförderung eines Schnellzuges nach Dresden vor, der zuvor von einer tschechischen Brillenschlange aus dem - noch - befreundeten Bruderstaat ČSSR gebracht wurde. Die tschechische Lok hat bereits abgekuppelt und steht im Abstellgleis. 18 006 erhält Ra 12 und zieht bis auf Höhe Bw vor um dann nach Gleis 4 zurückzudrücken. Irgendwer war wieder schlampig und hat die Owalas am Zug gelassen. Das gibt Ärger, wenn es jemand gesehen hat.

 
       
   
       
 

Was, das ist gar keine Schlamperei, das ist ein Kurswagen, den die Maschine noch umsetzt ? Na, gut ... Es folgt die Bremsprobe und nachdem die Bremsen fertig gemeldet sind, soll es gleich losgehen.

 
     
 

Die Zuglok ist aber so reizvoll, dass wir sie noch einmal von der Seite in ganzer Schönheit aufnehmen. Die ist aber riesig! Wir wundern uns noch ein bisschen über den hellblauen Zug auf dem Nachbargleis. Das ist der neue

 
     
 

Touristenexpresss oder im DDR - Deutsch TOUREX, der zwar erst 1962 gebaut worden ist, aber auf der anderen Seite des Bahnsteiges ist es sicher schon 1962. Der wurde - angeblich - von der Jugend des kleinen Landes finanziert um die Modellbahnmärchenlandjugend des kleinen Landes ab 1962 in ein anderes kleines Balkanland mit wärmerem Wasser zu befördern. Bis auf die Farbgebung unterscheiden sich die Schlafwagen nicht von der Serie. Auch wenn der Zug in FDJ-Farben daher kommt, so machte er rein optisch doch

 
     
 

was her. Was an diesem Tag auf dieser Seite des Bahnsteiges wiederum nicht jeder ansatzweise ahnt, ist, dass der Zug später eher wenig bis gar nicht von der Jugend des kleinen Landes zur Fahrt an das sozialistische Ende der Urlaubsträume genutzt worden ist. Die jungen Leute hatten einfach keine Beziehungen. Jahre später gelang ein Schnappschuss des Zuges mit der - natürlich - 23 1109  in Königstein. 2015 war ich wieder mal in der Realität an Ort und Stelle und hab nun endlich mal den Haltepunkt fotografiert, nicht zu 

 
     
 

letzt, um zu zeigen, wie gut die königsteiner Modellbauer arbeiten. Ein kleines Bisschen gestalterische Freiheit sei Ihnen gestattet ... 
Wir wollen uns aber jetzt eine schöne Stelle zum Fotografieren aussuchen. Typisch für die Strecke soll sie sein. Wir müssen da nicht lange überlegen.
Die Festung Königstein ist so typisch, mehr geht nicht. Also ab nach Königstein. Kurz bevor es durch die berühmte Strassen - Engstelle am Bahnhof geht, schwelgen wir in Erinnerungen an einen schönen Abend vor ein paar Jahren, 

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den wir bei einem Freund auf dem Balkon direkt am Bahnhof Königstein verbracht haben. Da war doch dieses tolle Wahnsinnslicht, wo dieser Triebwagen, wie hieß der nochmal, kam ? Wir erinnern uns nicht mehr an die Nummer, denn es gelang, am Nachmittag einige hefeflockenfreie Flaschen Königsteiner Helles zu beschaffen. 
Aber das Bild muss noch irgendwo sein, Moment, hier ist es ... ein VT 135 .... nee, die Nummer ist immer noch nicht zu erkennen. Ist eben schon lange her. 

 
       
 

 

 
       
 

Später wird es in Königstein eine Truppe, die man dann Team nennt, geben, die eben diese Elbtalstrecke im Maßstab 1:87 nachbaut und Miniatur - Elbtalbahn in Königstein / Sachsen heißt. Und da habe ich gleich mal ein Bild davon, wie die diese Stelle nachgebaut haben. Sieht das Wasser echt aus ? Das Wasser sieht echt aus ! Ist Rauhfasertapete, die in elb-grün-braun-grau-schwarzer Farbe gestrichen und mit Klarlack überpinselt wurde. Toll wie die den Farbton von Anfang der 60er hingekriegt haben. Sogar die ewige 

 
     
 

Luftverschmutzung kann man erahnen ... :-) Vor dem Ortsausgang Richtung Pirna geht es nun aber rechts an das Elbufer. Auch hier haben wir schon mal einen Zug bei interessantem Licht aufgenommen. Das war - gefühlte Bahnmärchenzeit - 5 Jahre später, als uns der immer noch blaue Tourex mit - natürlich - 23 1109 vor die Linse fuhr.

 
     
 

Wir hören nun aber den Zug mit der 18er schon, nicht besonders laut aber typisch, wie die da mit ihrem Drillingstriebwerk durch das enge Elbtal stampft. Jetzt wird das aber knapp. In letzter Sekunde gelingt ein Bild auf einer Brücke und ein Nachschuss. Und eine 23er und einen Lastkahn kriegen wir auch noch aufs Foto. Mehr wollen wir nicht verlangen. Wir ahnen noch nicht, dass das der letzte Sommer sein wird, in dem die sächsische XVIII H im Elbtal bzw. überhaupt zu sehen ist. An dieser Stelle zweigt die die Strasse nach

 
     
 

Thürmsdorf ab. Da wollen wir aber nicht hin und wahrscheinlich kämen wir mit der 500er Rennpappe da gar nicht hoch. Wir sind aber immer noch im Bahnmärchenland und da schaffen wir es, auf den Hang zu klettern, um den D-Zug noch vor der Festung abzulichten. Wie immer ist das Licht ziemlich schwierig hier. Irgendwie ist immer Gegenlicht. Aber wir haben ja ein starkes Blitzlicht mit der unglaublichen Leitzahl 11 dabei. Zwei Blitze, einer in das dunkle Tal und einer auf den Hang unterhalb der Festung, beide softig verteilt, helfen. 

 

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Gefühlte 100 Jahre später entstand das linke Bild mit dem Schaufelraddampfer PILLNITZ am 27.04.11 unterhalb der Festung Königstein. Die Festung ist etwas mehr zugewachsen aber noch da. Der Dampfer fährt zum Zeitpunkt der Aufnahme nur noch für Westgeld, das seinerzeit noch EURO heißt. 
Nun aber nix wie weg, da gibt es gleich noch eine typische Stelle, die später wohl jeder Eisenbahnfotograf, der im Elbtal schon mal unterwegs war, kennen wird. Der Bahnübergang zwischen dem Kurort Rathen und dem Anwesen Strand mit den herrlich felsigen Hintergründen. Wir schaffen das nur knapp, der Blick klebt eben immer wieder an der Landschaft, da kommt man nur langsam vorwärts. Den Zug erwischen wir gerade noch vom Hang aus, aber eine weitere Fuhre mit einer 23er, deren Nummer wir von hier oben nicht erkennen können - es wird aber sicher die 23 1109 sei -, kommt in diesem Moment entgegen, das soll uns recht sein. Wir ahnen dabei nicht im Geringsten, dass es im Jahre 2010 aufgrund angepasster Vorschriften nun auch an diesem Bahnübergang Bauarbeiten geben wird, die dieser Stelle eine gewisse Fotogenität nehmen wird. Mündigen Autofahrern, Radfahrern und müden Wanderern wird im neuen Jahrtausend ein blinkendes Rotlicht in einem Warnkreuz und dazu eine geschlossene Schranke mit einem dicken, fetten rot-weißen Schrankenbaum unter den neuen alten gesellschaftlichen Verhältnissen nicht mehr als eindeutiges Haltzeichen und Signalisierung einer Gefahr zu vermitteln sein. Neben gesellschaftsbedingt gewollten Ausschaltungen verschiedener Denkprozesse der pommesrotweissballermanngeneration wurde offenbar auch der einst gesunde

 
     
 

Selbsterhaltungstrieb des Homo Sapiens beseitigt, wie sonst sind die überhand nehmenden Überquerungen des Bahnüberganges in der Zeit der Dunkelphase des Blinklichtes zu erklären, die rein rechtlich wohl erlaubt sein müssen, sonst müsste man ja nichts ändern. Wir ahnen dabei auch nicht, dass man sich im Jahre 2010 im Elbtalmärchenland zwar mit der Absicherung der Abschaffung der systembelasteten Bahnübergangssicherungsanlagen beschäftigt, dass dagegen von den im Mathebuch der 3.Klasse versprochenen

 
     
 

Atomlokomotiven immer noch jede Spur fehlt. Hätte man uns aber seinerzeit erzählt, eines Tages in ferner Zukunft würden unseren Zügen Knödelpressen vorgespannt, wir hätten mitleidig in uns hineingelächelt. Und hätte man uns erzählt, es würde dann an jeder Lok DB dran stehen, wir hätten einen Eimer Kühlwasser geholt. Am 20.04.2009 kam eine solche in sozialistischer Gemeinschaftsarbeit der befreundeten Bruderstaaten DDR und CSSR entwickelten und gebauten Lok mit diesem Spitznamen und der Nummer 

 
     
 

180 020 an der Stelle mit dem Bahnübergang vorbei. Der Ex - Klassenfeind bedient sich nun ungeniert dieser Pressen und drückt die Knödel bis auf den letzten Tropfen aus.
Schnell zurück in das Jahr 1961. Die 18er lassen wir ziehen. Ehe man aus Rathen heraus ist und übern Berg und durch Pirna und Heidenau gefahren ist, sitzen Lokführer und Heizer längst am Lügentisch im  Bw Dresden-Altstadt in der Kantine und erzählen dort vielleicht von Fotografen, die im Elbtal Bilder im Sekundenabstand von verschiedenen Stellen machen und es wird ihnen niemand glauben... . Aber die Fotostelle hat freilich was. Da bleiben wir einfach mal bisschen stehen und warten, was da kommt. Der Fahrer des roten Barkas ahnt wahrscheinlich auch nicht, dass man im Jahre 2011 erhebliche Schwierigkeiten haben wird, an dieser Stelle mal sein Auto abzustellen um vielleicht ein Foto zu machen. Was man so alles nicht geahnt hat... Im Hintergrund die Felsgruppe Lokomotive, ein wahrhaft standhafter Fels in der Westwindbrandung. Macht sich auch 1961 sehr gut als Hintergrund, aber auch das Haus direkt am Bahnübergang wird später immer ein Hingucker sein, man ahnt es ... Wir warten nicht lange, bis wieder eine 23er kommt. Ok, eine 23.10. In 30 Jahren wird man diese Lok im übrigen als Ulbricht - Lok bezeichnen und wir werden uns fragen, welches Rindvieh auf diese saudumme Bezeichnung gekommen ist. Jemand, der Achtung vor Konstrukteuren, Lokomotivbauern und Eisenbahnern hat, kann das nicht gewesen sein.

 
     
 

Was für ein Motiv ! Über die Ausbeute des Tages kann man nicht klagen. Der Film muss jetzt nur noch ins Entwicklungslabor und schon nach 3-4 Wochen werden wir uns das Ergebnis ansehen können. In einem Sience - Fiction - Film, der dieser Tage im Fernsehkanal 6 lief, hat sich die Phantasie des Drehbuchautors dermaßen überschlagen, dass man wirklich nur lachen kann. Da hat jemand einen Farbfilm in einen Fotoladen gebracht und nach einer Stunde die entwickelten Farbbilder abgeholt. Wir wissen alle, dass so etwas nie möglich sein wird, nicht mal im Modellbahnwunderland. Nun bietet es sich geradezu an, noch einen Abstecher nach Stadt Wehlen, linkselbisch früher Pötzscha, zu machen. Die Eisenbahn hält hier seit 1847. Die Urlaubermassen strömen in solchen Mengen hierher, dass man sogar unter dem Dach des Empfangsgebäudes klaglos Quartier nimmt - nehmen muss. Am nächsten Tag bietet sich bei anfangs sehr sonnigem Wetter und später dann doch nicht mehr ganz so sonnigem Wetter eine Radtour an. Der Fotoapparat ist wieder dabei.
 

 
     
 

Bei Obervogelgesang gibt es eine lange Mauer. Wenn man da fotografieren will, braucht man Licht. Kein Baum und kein Strauch stört die Szenerie. In 50 Jahren wird man das Motiv nur im Sommer ganz früh am Morgen machen können. Wir sind auch damals zeitig aufgestanden und haben Glück, der Ferienglücksexpress der DDR fährt gerade in Richtung Süden. Vorn dran hängt eine 23er. Es ist 23 1109, eine alte Bekannte. Und wie der Zug der aufgehenden Sonne entgegen strebt - das ist so schön ! Die Häuserbauwut

 
     
 

ist auf einem Nachkriegs - DDR - Höhepunkt, das Einfamilienhaus EW 65 B steht nun landesweit überall herum. Wie zu sehen, hat man seinerzeit Bauland geschaffen und der Blick auf die Mauer ist noch frei. Überwältigt vom Gesehenen machen wir kurz vor Stadt Wehlen  an der Döbelner Hütte eine Rast. Ja, wenn mal eine von den neuen Dieselloks V 180 käme, das wäre mal was anderes. Plötzlich röhrt was - noch ganz weit weg. Es kommt aber näher. Jetzt aber nichts wie rauf auf den Hang, das ist ja im Bahnmärchenland nicht

 
     
 

so schwer und tatsächlich, eine fast neue V 180 kommt mit einem internationalen D-Zug angeröhrt. Aber was ist das ? Was steht an der Lok ? 118 118 ? Da muss die gefühlte Zeit gerade einen Sprung nach 1971 in den Mai oder gar in den Sommer 1972 gemacht haben und 118 118 - nun beim Bw Reichenbach beheimatet - hilft sicher hier aus. Egal, Bild ist im Kasten.

 
     
 

Selbst wenn man eisenbahnfotografisch interessiert ist, langweilen die vielen 23er nun doch und nach einem Foto eines außerplanmäßigen Haltes eines Personenzuges mit 23 1109 im Bahnhof Stadt Wehlen brechen wir hier ab. Die Rückfahrt machen wir rechtselbisch, fahren dazu über die gewaltige Carolabrücke nach Rathmannsdorf und dann weiter nach Prossen. Wir machen noch eine kleine Rast vor einigen riesigen Speichern. Die gehören der Nationalen Volksarmee. Der freundliche Wachsoldat bietet uns nach kurzem

 
Das Bild wurde nachträglich bearbeitet. Die Originalversion findet man hier.
     
 

Gespräch an, mal ganz nach oben auf den Speicher zu steigen um die Carolabrücke zu fotografieren, wenn wir das möchten. Er selbst könne nicht mitkommen, weil er nicht weiß, wo er solange seine MPi ablegen soll, der Pförtner wäscht derzeit sein Auto. So sitzen wir ein paar Minuten später etwas abgekämpft allein auf dem Dachboden, gucken aus dem Fenster, rauchen zwischen den Armeeklamotten eine CLUB und warten, was da wohl nach Sebnitz über die Brücke fährt. Für die üblichen DDR-Festbrennweiten

 
     
 

ist das im Grunde eine blöde Stelle. Mit dem Pentacon 1,8 50 sieht man nicht viel, weil es zu weit weg ist und mit dem 135er kriegt man die Brücke nicht ganz drauf. In einem Sience - Fiction - Film, der dieser Tage im Fernsehkanal 10 lief, hat sich die Phantasie des Drehbuchautors nun endgültig überschlagen. Da hat jemand  ein Objektiv benutzt, bei dem man die Brennweite stufenlos verschieben konnte. Der Erfinder heißt Zuhm oder so ähnlich. Wir wissen zwar, dass es so etwas nie geben wird, aber der Gedanke ist nicht dumm.

 
Das Bild wurde nachträglich bearbeitet. Die Originalversion findet man hier.
     
 

Mit dem 135er Tele kann man ja mal auf die filigrane Brücke halten. Was für ein tolles Bauwerk. Im Bahnhof Bad Schandau pfeift es, da kommt ein Zug über die Brücke. Das kann doch nicht sein! Schon wieder eine 23er. Nun wird es aber wirklich langweilig. Lass uns nach Hause radeln, jetzt fahren die schon nach Sebnitz mit der Karre, nee, nee, naja, noch einen Nachschuss... Die Brücke ist so interessant, dass wir uns Im August des Jahres 1968 wieder mal auf den Weg dorthin aufmachen. Die neuen Loks der Baureihe V100 sind ja

 
     
 

nun ausgeliefert worden und Dresden hat auch welche, vielleicht sieht man ja eine. Wir klettern auf einen Lichtmast ( kids, don`t do this at home !) und gucken mal zur Brücke. Wir fotografieren nun mit Mittelformat 6x6 und haben eine schlagzähe Pouva-Start dabei, da müssen wir mal schauen, wie wir die Farbe später in die Bilder, was heißen soll, den ORWO - Farbstich rausbekommen. Es kommt tatsächlich eine. Es ist V 100 047. Ein niedliches Zugpferdchen. An dieser Strecke sollte man noch ein paar Fotos machen...

 
     
 

Also wieder hin über die granitgepflasterte Fernverkehrsstrasse 172. Na wenigstens sind die Straßen leer. Bei schönem Morgenlicht kommen wir an. Wir fotografieren vom gegenüber liegenden Hang. V 100 047 ist gerade über die Brücke gekommen, wir erwischen sie gerade noch. Unten steht immer noch 38 234, die, erfahren wir später, gar nicht herum steht. Im Rahmen einer Neuerervereinbarung bei der Rbd Dresden ist die Lok Versuchsobjekt für Einsparungsmaßnahmen. Da Ersatzteile stets das leidige Problem sind und der 

 
     
 

Kapitalist und Lieferant der Lokomotive, Hartmann, keine Ersatzteile mehr liefern kann, muss experimentiert werden. Man versucht, so viele Teile wie möglich abzubauen, einzige Bedingung ist, die Lokomotive muss noch fahren. Auf der rechten Seite wurde bereits die Schwingenstange entfernt. Den Kollegen, die mit der Fahrleistung der Lok nicht mehr zufrieden sind, wurde die Notwendigkeit des Abbaues damit erklärt, dass dieses Teil für den Berliner Außenring gebraucht wird.

Nun aber: Märchenmodus aus. Ja, man kann was erleben im Elbtal. Nein, es wird nie langweilig, es fahren nicht nur 23er auf dieser Strecke im Miniaturelbtal. Ja, es gibt einen Fahrplan und eine Modellzeit und man kann sich auf die pünktliche und hoch interessante Abwicklung des Zugbetriebes verlassen. Nein, das ist überhaupt nicht langweilig, sondern eine technische Spitzenleistung, die ihresgleichen sucht. Und ja, man bekommt geduldig jede Auskunft, die man möchte. Darüber hinaus sehr wohltuend: keine irre blinkenden Riesenräder, die die Leute ins Weltall schleudern, keine Achterbahnen, keine krampfhaft bewegten LKW, keine brennenden Häuser, kein Flugplatz und ich habe bisher auch kein Pärchen gefunden, das im Wald was anderes macht, als Pilze zu suchen. Ach ja, den obligatorischen Fernsehturm gibt es auch nicht. Dafür "aufgeräumten" Eisenbahnbahnbetrieb nach Fahrplan vom Feinsten. Die Anlage ist noch nicht fertig, was einen weiteren hochinteressanten und seltenen Einblick in die Arbeit der Modellbauer ermöglicht.

Auf einigen Fotos wurden, der harmonischen Bildwirkung wegen, auf fotobearbeitungsprogrammgestütztem Wege Veränderungen und Ergänzungen gegenüber dem vorgefundenen Bauzustand vorgenommen.

Zuweilen kaschiert eine künstliche Wiese, eine nicht wirklich vorhandene Baumgruppe und ähnliches, programmiertes Beiwerk zum Beispiel einen sichtbaren Rahmen der Anlage oder einen Balken, der gerade dort steht, wo Himmel sein sollte. Solche Sachen kann man nicht immer ausblenden, wenn man den Ausschnitt wählt. Das sollte nicht zuviel geschummelt sein, zumal die "nackten" Originalbilder dort, wo darauf hingewiesen wird, zusätzlich gezeigt werden. Ich betone ausdrücklich, dass diese Verfahrensweise in keinster Weise die hervorragenden modellbauerischen Leistungen des Teams in Königstein schmälern soll! Ich bedanke mich an dieser Stelle bei Herrn Dipl.-Ing. Richter für die gewährte Unterstützung bei den Baureiheneinweisungen, bei der kurzfristigen Erstellung der Betras, der Sonderfahrpläne und der Befehle, denn die Aufnahmen sind zwar in den Sperrpausen aber eben nicht in 5 Minuten gemacht worden. Am besten ist es aber, man schaut sich das selber an. Das Mini - Original kann man besuchen und erleben in der:

 
  Miniatur - Elbtalbahn in Königstein / Sachsen  
     
   
 
 
  text und alle fotos, falls nicht anders erwähnt   ©    hans-peter waack falkensee     letzte bearbeitung 09/2015