Sommer im Modellbahnland. Der dauert gefühlt von 1961 bis 1971. Wir schnappen uns den Fotoapparat, die bewährte ALTIX - n und gehen in das sächsische obere Elbtal auf Fototour. Das ist die Gegend, wo seit 65 Millionen Jahren die Reste von 80 Millionen Jahren Kreidezeit darauf warten, von den Bergsteigerseilen zermahlen und vom Winde verweht zu werden. Das ist auch der Zeitraum, in dem man woanders schier unlösbare Probleme mit dirty dancing und riesigen Melonen hatte, während in den Tälern zwischen den Tafelbergen weder Melonen noch dirty dancing eine Rolle spielten. Hier gab es vor allem das Problem der dirty Braunkohle auf den Tendern der Lokomotiven. Auf dem Hinweg begeistern die Reste der Kreidezeit in Form des Liliensteins. Man sollte schon mal oben gewesen sein, denn man kann große Teile der Elbschleife sehen. Wer aber glaubt, dass der Südaufstieg zur erbaulichen Erklimmung des Steines durch das Modellbahnervolk aus dem unteren Tale in Stein gehauen wurde, liegt verkehrt. 1708 wurde zwar eine Treppe angelegt, aber nur damit der geliebte August (der Starke) seine blankpolierten Schuhchen nicht schmutzig machen musste. Dafür konnte der sich aber auch nicht nach dem Abstieg in den Zug setzen, ein Bierchen aufmachen und in ein paar Minuten nach Dresden fahren. So sei ihm die Treppe gegönnt ... |
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Zurück in den gefühlten Sommer `61. In Bad Schandau könnte man gleich die schöne - 1874 bis 1877 errichtete - Carolabrücke überqueren, eine aus zwei Überbauten bestehende Straßen/Bahnbrücke. Das muss warten. Die lebhafte Vorstellung, dass die 1977 zu errichtende neue Elbbrücke schon da wäre, beflügelt uns so sehr, dass es gelingt, am gefühlten Geländer der künftigen Brücke auf die Strecke nach Rathmannsdorf zu blicken. 56 2802 kommt mit einem Bauzug - auf dieser Strecke gibt es auf Grund der Tunnel und Brücken immer was zu bauen - in den Bahnhof. |
Ich muss jetzt mal aus dem Märchenmodus raus, weil ich ein Bild gefunden habe, da ist alles Realität. Selbst der halbversteckte Standort des Fotografen. Die Carolabrücke ist auf dem Foto von Georg Simon vom Frühjahr 1956 sehr schön zu sehen. 50 1407 steht da rum. Die Lok kam vom Bw Nossen und wurde 1956 im Bw Dresden Friedrichstadt beheimatet. Interessant sind die großen Windleitbleche, die sie mit ziemlicher Sicherheit spätestens 1960 verloren hat, denn da wurde sie zu 50 3597 rekonstruiert und 1966 |
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Foto: Georg Simon/Sammlung Ludger Kenning, ich bedanke mich für die freundliche Genehmigung |
Was, das ist gar keine Schlamperei, das ist ein Kurswagen, den die Maschine noch umsetzt ? Na, gut ... Es folgt die Bremsprobe und nachdem die Bremsen fertig gemeldet sind, soll es gleich losgehen. |
den wir bei einem Freund auf dem
Balkon direkt am Bahnhof Königstein verbracht haben. Da war doch dieses
tolle
Wahnsinnslicht, wo dieser Triebwagen, wie hieß der nochmal, kam ? Wir erinnern uns nicht mehr an die Nummer, denn es gelang, am
Nachmittag einige hefeflockenfreie Flaschen Königsteiner Helles zu
beschaffen. |
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Später wird es in Königstein eine Truppe, die man dann Team nennt, geben, die eben diese Elbtalstrecke im Maßstab 1:87 nachbaut und Miniatur - Elbtalbahn in Königstein / Sachsen heißt. Und da habe ich gleich mal ein Bild davon, wie die diese Stelle nachgebaut haben. Sieht das Wasser echt aus ? Das Wasser sieht echt aus ! Ist Rauhfasertapete, die in elb-grün-braun-grau-schwarzer Farbe gestrichen und mit Klarlack überpinselt wurde. Toll wie die den Farbton von Anfang der 60er hingekriegt haben. Sogar die ewige |
Gefühlte
100 Jahre später entstand das linke Bild mit dem Schaufelraddampfer
PILLNITZ am 27.04.11 unterhalb der Festung Königstein. Die Festung ist etwas mehr
zugewachsen aber noch da. Der Dampfer fährt zum Zeitpunkt der Aufnahme nur noch für
Westgeld, das seinerzeit noch EURO heißt.
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Selbsterhaltungstrieb des Homo Sapiens beseitigt, wie sonst sind die überhand nehmenden Überquerungen des Bahnüberganges in der Zeit der Dunkelphase des Blinklichtes zu erklären, die rein rechtlich wohl erlaubt sein müssen, sonst müsste man ja nichts ändern. Wir ahnen dabei auch nicht, dass man sich im Jahre 2010 im Elbtalmärchenland zwar mit der Absicherung der Abschaffung der systembelasteten Bahnübergangssicherungsanlagen beschäftigt, dass dagegen von den im Mathebuch der 3.Klasse versprochenen |
Atomlokomotiven immer noch jede Spur fehlt. Hätte man uns aber seinerzeit erzählt, eines Tages in ferner Zukunft würden unseren Zügen Knödelpressen vorgespannt, wir hätten mitleidig in uns hineingelächelt. Und hätte man uns erzählt, es würde dann an jeder Lok DB dran stehen, wir hätten einen Eimer Kühlwasser geholt. Am 20.04.2009 kam eine solche in sozialistischer Gemeinschaftsarbeit der befreundeten Bruderstaaten DDR und CSSR entwickelten und gebauten Lok mit diesem Spitznamen und der Nummer |
180 020 an der Stelle mit dem Bahnübergang vorbei. Der Ex - Klassenfeind
bedient sich nun ungeniert dieser Pressen und drückt die Knödel bis auf
den letzten Tropfen aus. |
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Was für ein Motiv ! Über die Ausbeute
des Tages kann man nicht klagen. Der Film muss jetzt nur noch ins
Entwicklungslabor und schon nach 3-4 Wochen werden wir uns das Ergebnis
ansehen können.
In einem Sience - Fiction - Film, der dieser Tage im Fernsehkanal 6 lief,
hat sich die Phantasie des Drehbuchautors dermaßen überschlagen, dass man
wirklich nur lachen kann. Da hat jemand einen Farbfilm in einen
Fotoladen gebracht und nach einer Stunde die entwickelten Farbbilder
abgeholt. Wir wissen alle, dass so etwas nie möglich sein wird, nicht mal
im Modellbahnwunderland. Nun bietet es sich geradezu an, noch einen
Abstecher nach Stadt Wehlen, linkselbisch früher Pötzscha, zu machen.
Die
Eisenbahn hält hier seit 1847. Die Urlaubermassen strömen in solchen
Mengen hierher, dass man sogar unter dem Dach des Empfangsgebäudes
klaglos Quartier nimmt - nehmen muss. Am nächsten
Tag bietet sich bei anfangs sehr sonnigem Wetter und später dann doch
nicht mehr ganz so sonnigem Wetter eine Radtour an. Der Fotoapparat ist wieder dabei. |
Bei Obervogelgesang gibt es eine lange Mauer. Wenn man da fotografieren will, braucht man Licht. Kein Baum und kein Strauch stört die Szenerie. In 50 Jahren wird man das Motiv nur im Sommer ganz früh am Morgen machen können. Wir sind auch damals zeitig aufgestanden und haben Glück, der Ferienglücksexpress der DDR fährt gerade in Richtung Süden. Vorn dran hängt eine 23er. Es ist 23 1109, eine alte Bekannte. Und wie der Zug der aufgehenden Sonne entgegen strebt - das ist so schön ! Die Häuserbauwut |
ist auf einem Nachkriegs - DDR - Höhepunkt, das Einfamilienhaus EW 65 B steht nun landesweit überall herum. Wie zu sehen, hat man seinerzeit Bauland geschaffen und der Blick auf die Mauer ist noch frei. Überwältigt vom Gesehenen machen wir kurz vor Stadt Wehlen an der Döbelner Hütte eine Rast. Ja, wenn mal eine von den neuen Dieselloks V 180 käme, das wäre mal was anderes. Plötzlich röhrt was - noch ganz weit weg. Es kommt aber näher. Jetzt aber nichts wie rauf auf den Hang, das ist ja im Bahnmärchenland nicht |
Selbst wenn man eisenbahnfotografisch interessiert ist, langweilen die vielen 23er nun doch und nach einem Foto eines außerplanmäßigen Haltes eines Personenzuges mit 23 1109 im Bahnhof Stadt Wehlen brechen wir hier ab. Die Rückfahrt machen wir rechtselbisch, fahren dazu über die gewaltige Carolabrücke nach Rathmannsdorf und dann weiter nach Prossen. Wir machen noch eine kleine Rast vor einigen riesigen Speichern. Die gehören der Nationalen Volksarmee. Der freundliche Wachsoldat bietet uns nach kurzem |
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Das Bild wurde nachträglich bearbeitet. Die Originalversion findet man hier. |
Gespräch an, mal ganz nach oben auf den Speicher zu steigen um die Carolabrücke zu fotografieren, wenn wir das möchten. Er selbst könne nicht mitkommen, weil er nicht weiß, wo er solange seine MPi ablegen soll, der Pförtner wäscht derzeit sein Auto. So sitzen wir ein paar Minuten später etwas abgekämpft allein auf dem Dachboden, gucken aus dem Fenster, rauchen zwischen den Armeeklamotten eine CLUB und warten, was da wohl nach Sebnitz über die Brücke fährt. Für die üblichen DDR-Festbrennweiten |
ist das im Grunde eine blöde Stelle. Mit dem Pentacon 1,8 50 sieht man nicht viel, weil es zu weit weg ist und mit dem 135er kriegt man die Brücke nicht ganz drauf. In einem Sience - Fiction - Film, der dieser Tage im Fernsehkanal 10 lief, hat sich die Phantasie des Drehbuchautors nun endgültig überschlagen. Da hat jemand ein Objektiv benutzt, bei dem man die Brennweite stufenlos verschieben konnte. Der Erfinder heißt Zuhm oder so ähnlich. Wir wissen zwar, dass es so etwas nie geben wird, aber der Gedanke ist nicht dumm. |
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Das Bild wurde nachträglich bearbeitet. Die Originalversion findet man hier. |
nun ausgeliefert worden und Dresden hat auch welche, vielleicht sieht man ja eine. Wir klettern auf einen Lichtmast ( kids, don`t do this at home !) und gucken mal zur Brücke. Wir fotografieren nun mit Mittelformat 6x6 und haben eine schlagzähe Pouva-Start dabei, da müssen wir mal schauen, wie wir die Farbe später in die Bilder, was heißen soll, den ORWO - Farbstich rausbekommen. Es kommt tatsächlich eine. Es ist V 100 047. Ein niedliches Zugpferdchen. An dieser Strecke sollte man noch ein paar Fotos machen... |
Also wieder hin über die granitgepflasterte Fernverkehrsstrasse 172. Na wenigstens sind die Straßen leer. Bei schönem Morgenlicht kommen wir an. Wir fotografieren vom gegenüber liegenden Hang. V 100 047 ist gerade über die Brücke gekommen, wir erwischen sie gerade noch. Unten steht immer noch 38 234, die, erfahren wir später, gar nicht herum steht. Im Rahmen einer Neuerervereinbarung bei der Rbd Dresden ist die Lok Versuchsobjekt für Einsparungsmaßnahmen. Da Ersatzteile stets das leidige Problem sind und der |
Kapitalist und Lieferant der Lokomotive, Hartmann, keine Ersatzteile mehr liefern kann, muss experimentiert werden. Man versucht, so viele Teile wie möglich abzubauen, einzige Bedingung ist, die Lokomotive muss noch fahren. Auf der rechten Seite wurde bereits die Schwingenstange entfernt. Den Kollegen, die mit der Fahrleistung der Lok nicht mehr zufrieden sind, wurde die Notwendigkeit des Abbaues damit erklärt, dass dieses Teil für den Berliner Außenring gebraucht wird. Nun aber: Märchenmodus aus. Ja, man kann was erleben im Elbtal. Nein, es wird nie langweilig, es fahren nicht nur 23er auf dieser Strecke im Miniaturelbtal. Ja, es gibt einen Fahrplan und eine Modellzeit und man kann sich auf die pünktliche und hoch interessante Abwicklung des Zugbetriebes verlassen. Nein, das ist überhaupt nicht langweilig, sondern eine technische Spitzenleistung, die ihresgleichen sucht. Und ja, man bekommt geduldig jede Auskunft, die man möchte. Darüber hinaus sehr wohltuend: keine irre blinkenden Riesenräder, die die Leute ins Weltall schleudern, keine Achterbahnen, keine krampfhaft bewegten LKW, keine brennenden Häuser, kein Flugplatz und ich habe bisher auch kein Pärchen gefunden, das im Wald was anderes macht, als Pilze zu suchen. Ach ja, den obligatorischen Fernsehturm gibt es auch nicht. Dafür "aufgeräumten" Eisenbahnbahnbetrieb nach Fahrplan vom Feinsten. Die Anlage ist noch nicht fertig, was einen weiteren hochinteressanten und seltenen Einblick in die Arbeit der Modellbauer ermöglicht. Auf einigen Fotos wurden, der harmonischen Bildwirkung wegen, auf fotobearbeitungsprogrammgestütztem Wege Veränderungen und Ergänzungen gegenüber dem vorgefundenen Bauzustand vorgenommen. Zuweilen kaschiert eine künstliche Wiese, eine nicht wirklich vorhandene Baumgruppe und ähnliches, programmiertes Beiwerk zum Beispiel einen sichtbaren Rahmen der Anlage oder einen Balken, der gerade dort steht, wo Himmel sein sollte. Solche Sachen kann man nicht immer ausblenden, wenn man den Ausschnitt wählt. Das sollte nicht zuviel geschummelt sein, zumal die "nackten" Originalbilder dort, wo darauf hingewiesen wird, zusätzlich gezeigt werden. Ich betone ausdrücklich, dass diese Verfahrensweise in keinster Weise die hervorragenden modellbauerischen Leistungen des Teams in Königstein schmälern soll! Ich bedanke mich an dieser Stelle bei Herrn Dipl.-Ing. Richter für die gewährte Unterstützung bei den Baureiheneinweisungen, bei der kurzfristigen Erstellung der Betras, der Sonderfahrpläne und der Befehle, denn die Aufnahmen sind zwar in den Sperrpausen aber eben nicht in 5 Minuten gemacht worden. Am besten ist es aber, man schaut sich das selber an. Das Mini - Original kann man besuchen und erleben in der: |
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Miniatur - Elbtalbahn in Königstein / Sachsen | ||
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text und alle fotos, falls nicht anders erwähnt © hans-peter waack falkensee letzte bearbeitung 09/2015 | |||